CONCETTI DI PITTURA
Lecia Dole-Recio, Will Fowler, Doris Piwonka
kuratiert von Martin Prinzhorn
Eine Eigenschaft, die den Malereidiskurs nach der Moderne und bis in die Gegenwart oft auszeichnet, ist, dass das Medium als Alternative zu den inzwischen nicht mehr so neuen ‘Neuen Medien’ und Kunstpraktiken gesehen wird. Eine solche Sichtweise wird letztendlich immer von einer reaktionären Attitüde begleitet, da sie immer auch ein Zurückgehen zu einer Szenerie impliziert, in der Malerei eine fixe und unhinterfragte Stellung einnimmt und so eine scheinbare Essenz der Kunst bedeutet. Gerade in der gegenwärtigen Situation wird das Medium oft sehr unkritisch abgefeiert und in Traditionen gestellt, die im schlimmsten Fall politisch problematisch und im besten Fall für die Gegenwart bedeutungslos sind.
Eine alternative Tradition hat sich mit der Krise der Malerei der Moderne ab den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts explizit auseinandergesetzt und diese Krise dazu benutzt, das Tafelbild vis à vis alternativer künstlerischer Programme wie Konzeptkunst, Minimal Art oder Installation in einer Art und Weise infrage zu stellen, die tatsächlich zu neuen Ergebnissen und Problemstellungen führt. Frank Stellas Auseinandersetzung mit der eben nur scheinbaren Immaterialität des Bildes ist hier eines von vielen Beispielen, genauso wie später Christopher Wools Untersuchungen von Text und Bild oder Albert Oehlens Fragen zum Problem der Gegenständlichkeit nach dem monochromen Bild. In diesen Diskursen löst sich das Bild oft in sich auf, wird Teil des Raumes und so zur Installation. Gerade der schmale Grat zwischen autonomen Objekt und räumlicher Auflösung bildet die Spannung in dieser Malerei.
Die in der Ausstellung gezeigten KünstlerInnen sind einerseits in dieser Tradition zu sehen, gleichzeitig aber doch VertreterInnen einer neuen jungen Generation, die diese Auseinandersetzung weiterführt. Lecia Dole-Recio und Will Fowler haben beide das Graduiertenprogramm am Art Center College of Design in Pasadena absolviert, an dem in der künstlerischen Lehre jener spezifisch kalifornische Mix aus Konzeptkunst, Skulptur und Installation vertreten ist, der eine losgelöste Beschäftigung mit Malerei unmöglich macht. Fowlers Arbeiten sind stark von skulpturalen und installativen Momenten bestimmt: Während er in früheren Arbeiten oft Skulpturen aus dem Bild heraus gebaut hat und so die Grenzen zum Räumlichen völlig aufgelöst hat, werden in den neuen Bildern diese Effekte durch Schichtungen im Bild, die in sich oft Reibung erzeugen und durch formale Elemente, die über den Rand des Bildes hinausreichen, hergestellt. Trotz der Massivität der Keilrahmen sehen wir so niemals autonome Objekte mit einer Oberfläche vor uns, sondern immer auch Pfade, die ins Bild und aus diesem heraus führen. Bei Lecia Dole-Recio gibt es Widersprüchlichkeiten anderer Art: Die Leichtigkeit des Materials – Papier und Klebeband – könnte an sich auf eine Auflösung des bildnerischen Objekts hindeuten, wäre da nicht wieder jene Tiefe und Vielschichtigkeit, die durch ein komplexes System von Anordnungen des Materials und der Farbgebung entstehen. Opazität und Durchlässigkeit sind in den Arbeiten kein Gegensatz, sondern oszillieren vor unseren Augen. Es entstehen auch keine Collagen, wie dies das Material vermuten lassen könnte, die Dinge werden immer wieder zu einem Ganzen zusammengefügt, das Thema ist die Komposition und deren Grenzen. Die dritte Künstlerin der Ausstellung, die Österreicherin Doris Pivonka, hat an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert und hat dabei doch gar nichts mit der dort üblichen stark expressiven und materialorientierten Malerei zu tun. In ihren Arbeiten geht es üblicherweise darum, in einem stark reduzierten Setting und in einer oberflächlichen Ruhe Brüche zu konstruieren oder einfach nur aufzuspüren, die ganz im oben besprochenen Sinn über das Bild hinausführen und so auf etwas Außenliegendes verweisen. Bei den in der Ausstellung gezeigten Arbeiten wird diese Reduktion scheinbar verlassen, aber auf den zweiten Blick verdichten sich die verschiedenen bunten Figuren wiederum zu einer räumlichen Überlagerung, die in einer vergleichbaren, aber doch völlig unterschiedlichen Art über das Bild hinausweist wie dies bei den beiden anderen Positionen der Fall ist.
Das Konzept dieser Ausstellung ist nicht, Malerei für völlig neue Behauptungen in der Kunst zu instrumentalisieren, sondern die Kontingenz einer Entwicklung zu dokumentieren, die das Medium in den Rahmen anderer Medien und Entwicklungen stellt und dabei doch eigenständig weiterentwickelt.