Geography of Looking
Milica Tomić (artist) with Ana Bezić (archaeologist)
Eröffnung: 1. December 2023, 19.00 Uhr
Kuratiert von Zasha Colah und Francesca Verga
Arbeitsgemeinschaft: Milica Tomić (Künstlerin) mit Ana Bezić (Archäologin)
Produced by: Stefano Riba (project manager)
Forschungsmalerei in Zusammenarbeit mit: Philipp Sattler (Researchmalerei, Schriftsteller)
Ar/Ge Kunst freut sich, ein neues Werk der
Künstlerin Milica Tomić, einer wichtigen
künstlerischen Stimme der letzten 30
Jahre, in Auftrag zu geben. Milica Tomić
positioniert den Ort, insbesondere seine
Erde (sowohl das, was sie enthält, als auch
das, was sie erhält), als entscheidenden
und aktiven Akteur im Prozess der
Wissensbildung. Milica Tomić und die
Archäologin Ana Bezić – beide sind
Mitglieder der Grupa Spomenik (oder
Monument Group) – betrachten die Erde
als Archiv und richten den Blick auf das,
was als materielles Zeugnis erscheint,
um aufzuzeigen, wie Wetter, Wald,
Landwirtschaft, Eigentumsregelungen,
Alltagsleben, Arbeit, Klasse und Ethnizität
einander kontinuierlich überlagern.
Der Schlamm selbst wird ausgestellt,
das, was noch zu filtern ist, und das,
was bereits aufbereitet wurde. Ein
mechanisches Filtersystem, bestehend
aus Tanks, Rohren und Sieben – es gleicht
dem an der archäologischen Stätte von
Can Hasan in der Türkei entwickelten
Ankara-Flotationstanksystem –, enthält
Emulsionen aus Erde und Wasser,
wobei ein und dasselbe Wasser in einem
geschlossenen System zirkuliert, und
nimmt den gesamten Ausstellungsraum
ein. Erde von eigens ausgewählten Orten
in Südtirol wird während der Monate
der Ausstellung in wiederkehrenden
Zeitabständen durch den Tank geleitet.
Der Ausstellungsakt verdichtet
sich hier zu einem durchsichtigen
Schnitt oder Querschnitt durch den
Hauptfiltrationstank. Er gewährt uns
Einblick in den Bereich zwischen den
Sieben, die flot – Schwebeteilchen mit
einer Größe von weniger als 4 mm –
auffangen, und dem Rückstand am Boden
des Filtrationszylinders, auf den schwerere
Teilchen herabsinken. Ausstellen bedeutet
hier, die dichte Opazität der Materie, ein
Gemenge der Komplexität, die vierte
Wand des Theaters auf einem Schleier
aus spiralförmig kreisender Erde aufschei-
nen zu lassen – die nicht-performierende
Materie.
Dieser sich neu auftuende
Zwischenraum zeigt den Bereich des
Un-Siebbaren und nimmt die unsichtbare
Materie in den Blick, das potenziell nicht
Existierende, das möglicherweise Exis-
tierende oder das noch zu Erdenkende.
Sie ist ein Überrest, der anzeigt, was nach
einem Prozess oder Ereignis übrig bleibt.
Die nicht bestimmbare Erinnerung an
das, was verborgen war, übersehen wurde
oder unberücksichtigt blieb. Sie ist ein
Überschuss entwerteter Materie, die eine
materielle Erinnerung darstellt und einen
realen Raum für das Unbekannte eröffnet.
Der künstlerische Akt liegt in der
Suche nach dem Aufscheinen eines
politischen Subjekts – des Betrachtenden
– in der Erde-als-Archiv. Auf diese Weise
erzählt das Werk von den Kontinuitäten
und Diskontinuitäten jedweder politischen
Wahrheit.
Milica Tomić (1960) erkundet
verschiedene Genres und Methoden,
die sich darauf richten, Themen im
Zusammenhang mit Territorien, politischer
Gewalt, Widerstand und gesellschaftlicher
Amnesie zu untersuchen, aufzudecken
und in die öffentliche Debatte
einzubringen. Ihre Projekte erforschen
häufig eine Vielzahl unorthodoxer Weisen,
in denen Kunst geschaffen, performt,
transformiert und reflektiert werden kann.
Tomić ist Gründungsmitglied der neuen
jugoslawischen Kunst-/Theoriegruppe
Grupa Spomenik [Monument Group,
2002]; 2010 konzipierte und initiierte
Tomić die Bildungsplattform Four Faces of
Omarska.
Ana Bezić (1974) ist Archäologin mit
einem Hintergrund in Anthropologie und
kritischen Studien. In ihrer Forschung
untersucht sie die Intersektion,
Transposition und ethischen Implikationen
von materieller Kultur in Kunst,
Kulturerbe, Wissenschaft und Archäologie.
Sie ist Mitglied der neuen jugoslawischen
Kunst-/Theorie-Gruppe Grup
Die Tätigkeit der Ar/Ge Kunst wird ermöglicht
durch die Unterstützung unserer Partner,
von öffentlichen Einrichtungen und unseren
Mitgliedern, die an den Kunstverein glauben
und ihn langfristig fördern.
Mit freundlicher Unterstützung von:
Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlicher Dienst und Sport, Wien
Autonome Provinz Bozen, Abteilung Kultur
Autonome Region Trentino Südtirol
Stadt Bozen, Abteilung Kultur
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Parkhotel Laurin, Bozen
Mit besonderem Dank an:
Mit besonderem Dank an:Hannes Obermair (EURAC Research)
Jasmine Rizzi (Archäologische
Untersuchungen des Rizzi Giovanni & Co.
Brixen)
Catrin Marzoli (Amt für Archäologie,
Autonome Provinz Bozen)
Roland Messner (Amt für Archäologie,
Autonome Provinz Bozen)
Umberto Tecchiati (Archäologe, Professor für
Vor- und Frühgeschichte, Abteilung für Kultur-
und Umwelterbe, Sektion Archäologie der
Universität Mailand)
Dragana Filipović (Archäologin/
Archäobotanikerin, CAU Kiel, DE)
Annemarie Augschöll (Forschungs- und
Dokumentationszentrum zur Südtiroler
Bildungsgeschichte. Fakultät für
Bildungswissenschaften – Freie Universität
Bozen)
Heidi Hintner (Maria-Hueber-Gymnasium,
Bozen)
Manuela Trocker (Ehrenamtliche
Mitarbeiterin des Schulmuseums in Tagusens/
Kastelruth)
Linda Durighello (Praktikantin)
Matthias Pötz (Tischler)
Cecilia Bautista (Assistentin)
Delilah Friedman (Assistentin)
Athesia Druck
Atelier Museion, Bozen