HEINZ MADER – TELI
kuratiert von Marion Piffer Damiani
Die Ausstellung des Künstlers Heinz Mader in der Galerie Museum Bozen und der begleitende Katalog kombinieren in einer parallelen und überlappenden Montage eine wuchernde Installation von Tüchern im Patchworkstil mit einer erzählerischen Bilderwand aus Filzstiftzeichnungen. Die Entwicklung der Arbeit des Künstlers weist damit eine deutliche und doch konsequente Akzentverschiebung auf: sein ursprünglich emotionsbetonter malerischer Ausdrucksgestus nimmt in diesen jüngsten Installationen eindeutig Kurs auf ein humorvolles, bisweilen auch parodistisches Spiel mit dem Alltag und der Kunst.
Die Konturen zwischen Kunst und Leben sind im Zeitalter der Popkultur fließend geworden, entsprechend präsentiert Heinz Mader seine „Tücher“ nicht mehr als zu betrachtende autarke Werke, sondern vielmehr als gebrauchsfertige, verwertbare Objekte: Das Publikum ist aufgefordert, das Kunstwerk mitzugestalten und die künstlerische Wirklichkeit als eine relative und fließende Entität zu erfahren.
Die großformatigen „Tücher“ setzen sich aus „geöffneten“, aufgetrennten Kleidungsstücken wie Mäntel, Hosen oder Jeans zusammen und sind an den Rändern mit Ösen versehen. Wie auf einer Landkarte breitet sich die ehemals dreidimsionale Geographie der Kleidungsstücke aus, um die unendlichen Exkurse des Alltäglichen zu topographieren.
Wir erinnern uns vielleicht an die künstlerischen Strategien der Kubisten, an Picasso oder Braque, wie sie Bilder und Materialien in ihre Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt haben, um eine neue Beziehung zu einer bekannten und erlebten Wirklichkeit herzustellen und die dieselbe Realität in einem neuen Wahrnehmungszusammenhang zu zeigen. Heinz Mader geht es in erster Linie darum, ein neues „Gefühl“ für die Realität zu generieren, ihm geht es um den paradoxen Versuch, aus der Haut zu schlüpfen und dabei ihre Oberflächlichkeit abzutasten. Seine Zeichnungen und Installationen übersetzen den pragmatischen Zusammenhang von Alltagsobjekten in eine Welt der Ahnungen, Anspielungen und fließenden Bedeutungen.
Die Ösen an den Rändern der „Tücher“ unterstreichen ihren vielfältigen Gebrauchs- und Bedeutungszusammenhang, verwandeln die Tücher in fliegende Teppiche oder Zaubermäntel, die auffordern, die in ihnen eingeschriebenen Möglichkeiten und Geschichten zum Ausdruck zu bringen. Der Betrachter wird dabei zum Komplizen des Künstlers, „pret a portèr“, d.h. in diesem Zusammenhang „bereit zur sofortigen kreativen Anwendung“, dem Bedürfnis und der Übereinstimmung des „Konsumenten“ entsprechend.
Parallel zu den Tüchern präsentiert Heinz Mader einen comikhaften Bildroman aus variablen Sequenzen seiner unzähligen Filzstiftzeichnungen als Plakat und als Wandinstallation ebenfalls in einer Art Patchwork und damit wieder in jener Form, die aus der Skepsis gegenüber der linearen Erzählung entsteht. Immer wieder bricht der Künstler in dieser Ausstellung mit dem autobiographischen, selbstgenügsamen Monolog zugunsten einer Suche nach Dialog und Interferenzen: in diesem Sinn lädt er selbst wieder Freunde und Kolleginnen zu einer Präsenz oder Ausstellung in der Ausstellung ein, wie Christian Jung, Brigitte Niedermayr, Kathy Leonelli und Nelly Putzer, Marion Piffcer Damiani, Mr Alex und DJ Hubert, Ruth Bernardi.