Exhibition view, himmel&höll, 2003
Ausstellungen

HIMMEL&HOELL

12.12.2003—10.1.2004

Peter Kaser, Kurt Lanthaler

Vor drei Jahren, im Herbst 2000, hat Peter Kaser einen Kunst-Ort geschaffen, der sich knapp neben der Staatsstraße am Brenner befindet, ein Ort am Rande eines Wasserfalls, mit einem kleinen Beobachtungsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, zu dem eine namensgebende Treppe mit 84 Stufen hinaufführt. Seither finden an dem Kunst-Ort regelmäßig künstlerische Interventionen statt. Eines dieser Projekte am Kunstort „scalini 84 stufen“ am Brenner war „: himmel & hoell“ von Kurt Lanthaler und Peter Kaser, eine lyrische Treppeninstallation. Es handelte sich um eine eigens für den Ort verfasstes Gedicht des Autors Kurt Lanthaler, das in Form von Plexiglas-Platten auf den Stirnseiten der 84 Stufen so montiert wurde, dass der Besucher die lyrische Installation lesen konnte, indem er die Treppe Stufe für Stufe erklomm, 84 Stufen und 84 Strophen bergauf. 26 Monate lang.

Die Ausstellung in der Galerie Museum in Bozen (12.12.2003 – 10.01.2004) ist eine Weiterentwicklung der Installation „: himmel & hoell“ am Kunstort am Brenner, und gleichzeitig eine völlige Neudefinition der Geschichte. Dort wie hier geht es um die spannende Kooperation zweier Künstler, die aus unterschiedlichen kulturellen Bereichen kommen, aus der bildenden Kunst und der Literatur. Es geht um die Herausforderung, Literatur und bildende Kunst in dem Maße zu verknüpfen, dass sich eine einzigartige spartenübergreifende Verbindung ergibt: am Brenner war der Schriftsteller gefordert, eine lyrische Arbeit für den Kunstort zu schaffen, und diese dann optisch zu präsentieren, für die Ausstellung in der Galerie Museum ist umgekehrt der Künstler aufgefordert, bildnerische Arbeiten zu gestalten, die einerseits literarisch – in Buchform – präsentiert werden können, andererseits die Fußzleser-Lyrik zurückführen in eine rein bildnerische Form. Hier lässt nun Peter Kaser eine vergoldete Kartoffel über die 84 stufen herunterkullern, über die der Protagonist von Lanthalers Gedicht „: himmel & hoell“ – Tschaekk Madoia – auf der Flucht vor seinen Häschern hinaufgeflüchtet war. Während man Lanthalers episches Gedicht über die 84 Stufen zum Bunker mit den Füßen erlesen musste, kann das Kartoffeldrama bequem als Daumenkinobesucher betrachtet werden: Der Fußzleser wird zum Daumenschauer. Kaser geht davon aus, dass Bildende Kunst vor allem in den Köpfen stattfindet. Zuerst im Kopf des Künstlers und dann im dem des Betrachters, der das Werk durch seine Rezeption erst komplettiert. Doch warum lässt Kaser ausgerechnet eine Kartoffel den Sturz vom „himmel zur hoell“ antreten? Wer so fragt, bekommt vom Künstler eine lakonische Antwort: „Warum nicht?“ Der Schlagzeuger Paolo Jack Alemanno, bekannt durch seine Arbeit mit Bands wie Westbound, Cherry Moon, Skanners, Burning Mind on the Road, Skanners u.v.a.