IDEE
Valerio Olgiati
kuratiert von Christoph Mayr Fingerle
Architektur zwischen Ordnung und Willkür. In Fortsetzung der Ausstellungsreihe über „Architektur aus den Nachbarländern“ zeigt die Ar/Ge Kunst, nach der Ausstellung über die Tiroler Architekten Norbert Fritz und Rainer Köberl (1997) und dem 4.Vorarlberger Hypo – Bauherrenpreis (2001), eine Einzelausstellung über Valerio Olgiati, einem Architekten aus Graubünden. Die Familie Olgiati stammt aus Flims (ca. 20 km westlich von Chur), wo der Vater bis 1994 ein bedeutendes Architekturbüro führte und die moderne Architektur in Graubünden entscheidend mitbeeinflusste. Valerio Olgiati , Jahrgang 1958, fiel in der internationalen Architekturszene der letzten Jahre vor allem durch zwei Projekte auf: Die Schule in Paspels 1998, und das Gelbe Haus in Flims 1999. Diese Bauten erhielten mehrere Auszeichnungen, darunter jene Auszeichnung im Rahmen des in Sexten stattfindenden Architekturpreises für „Neues Bauen in den Alpen – 1999“, den „Architekturpreis Beton – 2001“ sowie eine Auszeichnung von „Gute Bauten Kanton Graubünden – 2001“. Die Ausstellung mit dem zweisprachigen Titel „idee“ stellt die Idee und das Konzept in den Mittelpunkt des Interesses. Die Projekte werden von Valerio Olgiati nicht zeichnerisch ermittelt, sondern sie werden gedanklich erfasst und direkt am Computer konzipiert. Es geht ihm weder um den skulptural – bildhaften Aspekt der Architektur noch um die besondere Bedeutung des Materials oder der Oberfläche, sondern mehr um das Strukturelle und das Allgemeingültige, unabhängig von Stilrichtungen oder Zeitgeschmack. „Es ist mir lieber, wenn ich die Parameter so festlege, dass sie weitgehend einen Entwurf bestimmen. Wenn ich diese strategisch ordne, zeigt sich immer ein Weg für einen Entwurf. Ich lasse das Haus unter Einbezug dieser Einflussfaktoren sozusagen selbst entstehen. – Ich muss meinen Entwurf formal nicht mögen, ich muss ihn inhaltlich so richtig wie möglich finden. Bis dahin ist es ein langer Weg.“ Ein anderer markanter Aspekt in der Entwurfsarbeit des Architekten ist das Einbeziehen von Brüchen und Irritationen die seinen Entwürfen jeden akademischen Charakter entziehen. „Der Regelbruch ist ein Kunstgriff, welcher das was hinlänglich bekannt ist, in neuem Licht erscheinen lässt. Sobald ich aus einem Rahmen ausbreche, beginne ich zu denken. Das ist mein Instinkt. Ausbruch ist nicht zuletzt eine Kompositionsform. Wenn etwas absolut regelhaft bleibt, fällt vieles weg. Spannend wird es erst, wenn ein Gebäude Dinge darstellt, die nicht nachvollziehbar sind. Es entsteht so etwas wie ein metaphysisches Ereignis. Wenn sich ein Gedanke oder eine Handlung nicht vollends entschlüsseln oder auch nur nachvollziehen lässt, bleibt ein Gebäude für den Bewohner oder Betrachter magisch. Diese Verzerrung, eine Art Mutation, ist beliebig und entbehrt jeder Logik. Dadurch entstehen wunderbare, modellierte Räume. Und genau hier, im Spannungsfeld zwischen Ordnung und Willkür zeigt sich mein Verständnis eines „richtigen“ Entscheides. Architektur ist eine Disziplin mit eigenen Regeln. Ihr Grundmaterial hat für mich viel mehr mit Mathematik als mit Phänomenologie zu tun.“ Diese Vorstellungen werden in der Ausstellung an Hand von Bildern, Projektionen, Computerzeichnungen und Modellen visuell dargestellt.