Exhibition view, Josef Rainer, 2004
Ausstellungen

JOSEF RAINER – METROPOLIS

23.1.2004—28.2.2004

kuratiert von Sabine Gamper

Josef Rainer wurde 1970 in Brixen (Südtirol) geboren. Nach seiner Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste, München (bis 1997) und einem Arbeitsstipendium der Stadt Wien (2001-02), vergeben vom Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur, lebt er seit 2003 in Bozen. Artist in Residence in der Glenfiddich Destillery in Dufftown, Schottland im Sommer 2003. Ausstellungsbeteiligung Innsbruck, Cham, Suzarra sowie in der Stadtgalerie Bozen (2000), Art Innsbruck und Phönix Art Sammlung Hamburg (2002), sowie Panorama 03 Bozen, Tiroler Wasserkraftwerk Imst, kuratiert von Prof. Christoph Bertsch, und Glenfiddich Schottland (2003).

Mit der Ausstellung in der Galerie Museum realisiert Josef Rainer eine Weiterführung seiner METROPOLIS -Reihe, die er in den Ausstellungen in Glenfiddich, Schottland, und im Wasserkraftwerk Imst, begonnen hat. Josef Rainers Kunst spielt mit der Verbindung von Realität und Fiktion, die er in dieser Ausstellung METROPOLIS am Beispiel einer Stadt entwirft. Im Rahmen des Ausstellungsraumes entstehen Szenen, die der Künstler mit der Sprache der Installation, also der Darstellung von Inszenierungen, sowie durch die Photographie realisiert. Die Architektur, in die diese Inszenierungen eingebettet sind, ist nicht bloß Kulisse, sondern wird zum wichtigen inhaltlichen Anhaltspunkt. Der Künstler zeigt uns ein Spiel von Proportionen, Ausschnitten, Architekturfragmenten, in Kombination mit ca. 30 cm großen, bemalten, dreidimensionalen Gipsfiguren, die sich zwischen den Architekturteilen bewegen, was zu einer Verwandlung der Größenverhältnisse und somit zu einem Verfremdungseffekt führt. Es sind also zweierlei Protagonisten, die in dieser Ausstellung zum Zug kommen: einerseits die Figuren aus Gips und Eisendraht, Männer, Frauen und Kinder, die eigentlichen Bewohner der Stadt, die sich hier in scheinbar vertrauter Umgebung bewegen, und ihren alltäglichen Handlungsweisen nachkommen. Und andererseits die Galeriebesucher, die im Spiel der Größenverschiebungen zu Statisten werden, und sich ganz plötzlich in einer ungewohnten Situation wiederfinden, in der die Wahrnehmung erst neu überprüft werden muss.

Josef Rainer spielt mit den Dimensionen, mit den Größenverhältnissen: der Galerieraum wird zum Stadtraum, das Fiktive wird über die Verschiebung der Dimension ins Reale transportiert, und auch umgekehrt. Auf diese Weise werden mehrere Bedeutungsebenen integriert. „Welche Größe ist hier relevant?“ fragt sich die Autorin Sigrid Hauser. „Oder: wo sind hier die Grenzen des Kunstraumes? Und: wie nahe sind diese in unserer Realität? Und weiter: sind auch wir Teile dieser Installation, ist unser Zuschauen in diesen Themen inbegriffen? Und weiter so: was ist Einbildung, was entspricht der Wirklichkeit?“
Die Figuren erhalten, „dreidimensional auf dem Boden, zweidimensional an den Wänden, Anteil (…) am Leben unserer Realität.“ (Sigrid Hauser) Es sind persönliche Geschichten, private Erinnerungen, die den Künstler zu seinen Geschichten inspirieren, die den intellektuellen Inhalt ausmachen, und die hier in einen größeren, allgemeineren Kontext gestellt werden. Sie dienen nur als Beispiel, als „Illustration der Reise eines einzelnen Mannes durch die Stadt der Welt“. Die Figuren erzählen die Momentaufnahme einer Geschichte ihres Lebens. Auf den Photographien sind es vor allem vergessene Orte, Un-Orte und Ab-Orte, die den Künstler interessieren: Es sind vor allem Abwasserleitungen in schmutzigen Hinterhöfen, Rohre und Maschinenteile, oder auch Kabel unter Bürotischen, Heizkörper und Holzkisten, vergessene und verstaubte Ecken, in denen der Künstler seine Figuren beheimatet, und die plötzlich ungewohnte Bedeutung erlangen.
Josef Rainers Kunst ist unbekümmert und heiter, der Humor des Alltäglichen zeigt sich zwischen Stuhlbeinen und Abwasserrohren, es sind namenlose Orte, denen der Künstler einen nie gekannten Charme verleiht, indem er die Geschichten der kleinen Protagonisten genau hier ansiedelt, und somit eine eigenartige Faszination der Verfremdung der Realität und deren Bedeutung erzielt. Hier lässt sich einiges in Frage stellen: die eigentliche Größe der Situation, im realen wie im metaphorischen Sinne, aber auch unsere Größe im Verhältnis der Dinge: wo stehen wir, und wer gibt eigentlich die Regieanweisungen…?