Exhibition view, StadtRäume-spazi urbani, 2007
Ausstellungen

STADTRÄUME – SPAZI URBANI

9.11.2007—29.12.2007

A2 architetti, AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, ARTEC Architekten, ASP Landschaftsarchitekten AG, Uwe Bacher, BKK-3 Architekten, Beth Gali, Stanislao Fierro, Frötscher Lichtenwagner Architekten, Hager Landschaftsarchitektur AG, Karin Standler, Technisches Büro für Landschaftsplanung, Kuhn Truninger Landschaftsarchitekten, MADE associati, Officina del paesaggio, Raderschall Landschaftsarchitekten AG, Meilen Rotzler Krebs Partner GmbH, Uli Weger, Johannes Wiesflecker Architekt, Albert Willeit, Winter & Weberle

Öffentliche Räume werden zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Personengruppen benutzt: Mütter mit Kindern, ältere Menschen, Jugendliche, Fremde, Touristen…
Die Stadt ist eine soziale Struktur, sie ist ein organisches Netzwerk, in dem alle Fäden miteinander verwoben und verbunden sind: einzelne Teile bilden das Gesamte, bunte Unterschiede drücken Lebendigkeit aus, Veränderungen darf man nicht durch goldene Käfige aufhalten wollen. Die Stadt Bozen ist letzthin sehr gewachsen. Häufig wurde jedoch bei der Planung der Wohngebäude verabsäumt, auf die Gestaltung der Verbindungsflächen größeren Wert zu legen. Wirkliche gelebte Stadträume in Bozen stammen aus der Zeit der Gotik und aus jener des Rationalismus. Damals hatte man die Bedeutung der Tradition der Plätze noch nicht vergessen, und beherbergte im Viertel noch unterschiedliche Funktionen wie Wohnen, Arbeiten, Handel, öffentliche Ämter.
In den neueren Erweiterungszonen werden zwar die verschiedensten Siedlungs- bzw. Wohntypologien experimentiert, häufig wurden jedoch nur Schlafstädte generiert, in denen der öffentliche Raum sich auf „Kondominiumsgärten oder – höfe“ beschränkt und wo kaum öffentliches Leben entstehen kann. Dadurch sind in der Peripherie keine Orte entstanden, mit denen sich die Einwohner identifizieren. Mit dieser Ausstellung, welche die traditionelle Zusammenarbeit zwischen der ar/ge kunst Galerie Museum um der Stiftung der Kammer der Architekten der Provinz Bozen fortführt, möchten die beiden Institutionen das Interesse der Bürger am Thema „Öffentlicher Raum“ sensibilisieren.
Bereits im Rahmen der Initiative „Time_Code“ der Gemeinde Bozen lenkte die Stiftung der Architekten anhand ihres Projektes „BZoom_in“ mit der Positionierung von 16 roten Säulen im öffentlichen Raum den Blick auf ganz bestimmte Stadtraum-Situationen, um dadurch ein kritisches Nachdenken über jene Räume anzuregen, in denen wir uns bewegen und leben.
Diese Ausstellung zeigt nun darüber hinausgehend Beispiele aus dem regionalen wie auch internationalen Kontext, die sichtbar machen, wie im In-und Ausland heute mit dem Stadträumen umgegangen wird, und welche Versuche unternommen werden, um diesem wieder mehr Lebensqualität zurückzugeben.
Stadträume müssen mit neuen Augen gesehen werden, sie können nur zu Stadtlandschaften werden, wenn sie von der Bevölkerung akzeptiert oder ausgesucht werden, man kann sie sicher nicht aufdrängen. Historisch gesehen waren die Kirche, das Gasthaus, die öffentlichen Ämter, die kleinen Läden Bezugs- und Treffpunkte für die Einwohner jeder Stadt. Dies geschieht zum Großteil heute nur noch in den Dörfern.
In einer reinen Stadtrandsiedlung können nicht Plätze wie der Obstmarkt, der Musterplatz, der Rathausplatz oder der Mazziniplatz entstehen: der Handel, die Beziehungen, das Sich Treffen laufen heute immer mehr an anderen Orten ab.
Erwachsene verbringen immer öfter ihre Freizeit im Einkaufszentrum, an die Stelle des Stadtplatzes treten heute anonyme Flächen in den Handelszentren. Die Jugendlichen hingegen eignen sich „Nicht Orte“ an und markieren sie mit ihren eigenen Zeichen – mit Graffitis und Schmierereien. Für sie sind Treppen vor Schulen, kleine Mauern, Brunnen oder Straßenecken wichtige Begegnungsorte. Traditionelle Funktionen werden abgelehnt, neue werden geschaffen. Eine Stadt besteht aus Gebautem, aber auch aus Leerräumen. Besonders diese verkehrsfreien Zwischenräume heißt es zu schützen oder aufzuwerten, wenn eine echte Stadtstruktur geschaffen werden soll: die Stadt mit Sinn für urbane und soziale Struktur wächst um den öffentlichen Raum und nicht umgekehrt. Nur ein neuer Maßstab in der Städteplanung mit kleinteiligen, feinfühligen Planungseingriffen kann der Stadt wieder zu Lebensqualität verhelfen. Die Stadt ist ein lebender Organismus, in dem es neue, lebendige Gesichter zu entdecken gilt: Ansichten, die das veränderte Leben beschreiben. Die Stadt besteht nicht nur aus Gebäuden, Leerräumen und Verkehr, wie es die bestehenden Bauleitpläne vorgeben wollen, sondern ist ein komplexes Netzwerk von unterschiedlichsten Verbindungen. Der öffentliche Raum sollte die Fortsetzung unseres Privatraumes sein, der Park sollte Garten für alle jene sein, die keinen Privatgarten besitzen oder die außerhalb von diesem anderen Menschen begegnen wollen, das Flussufer sollte Schwimmbäder ersetzen, genauso wie ein richtig geplanter Brunnen Planschbecken für Kinder sein sollte. Wir sollten üben, in diesen Dimensionen zu denken…