CHRISTOPH MAYR FINGERLE, ARCHITEKT
Kuratiert von Quirin Prünster und Veronika Mayr
Eröffnung 27.08.2021
Inspiration
Inspiration und Raum
Häuser und Projekte 1980-2020
Farbe / Raum / Seele
Ungewöhnlich / Gewöhnlich
Leidenschaft für Raum
Ohne Drama
Stellung Beziehen
Inside – out
In Between
Ordinary
Sowohl als auch
Without Rethorik
Konkret
Selbstverständliche Architektur
Der selbstverständliche Raum
Architectonical Aura
Gedanken Entwürfe Bauten
Zwischen Forschung und Entwurf
Präsenz der Schwere
Mit der Ausstellung ‚Christoph Mayr Fingerle, Architekt‘ blickt die ar/ge kunst auf das Schaffen des Bozner Architekten und Mitgründers der Galerie zurück. Christoph Mayr Fingerle (1951 – 2020) hatte einen Architekturbegriff, der sich stets über die verschwommenen Grenzen der Disziplin hinwegsetzte. Sein Anspruch an die Architektenschaft – und somit auch an sich selbst – orientierte sich am Idealbild des universal gebildeten Generalisten. Mit Gespür für den Ort und die Zeit, in der er lebte, hat er die Architekturkultur Südtirols in den knapp vier Jahrzehnten seines Wirkens erheblich mitgestaltet: als Architekt, Vermittler, Ausstellungsgestalter, Kurator, Herausgeber und nicht zuletzt öffentliche Person.
Die Ausstellung vermeidet bewusst jeglichen monographischen Anspruch. Sie widmet sich vielmehr seiner idiosynkratischen Arbeitsweise und Haltung. Das umfangreiche, fast obsessive Studieren eines Sachverhalts in Form von Skizzen, Texten, Modellen oder Material- und Farbmustern war für Mayr Fingerle ausschlaggebend, mehr als die Suche nach einer eigenen Formensprache oder gar einem Stil.
Übergeordnetes Exponat der Ausstellung sind die Räumlichkeiten der Galerie selbst, die im Jahr 1985 von Christoph Mayr Fingerle gestaltet wurden. Das große Schaufenster spielt mit der Identität der Museumstraße als Einkaufsmeile und schafft gleichzeitig einen Kunstraum mit eigenständigem Charakter. Das Konzept der ‚Veredelung des Rohbaus‘ – zum Teil schlicht auf die limitierten Mittel zurückzuführen – erlaubt es der Galerie nach über 35 Jahren immer noch, sich subtil von der anonymen Reihung an Geschäftsfronten abzuheben.
Die Exponate an den Wänden der Galerie rekonstruieren fragmentarisch ein Ambiente zwischen Realität und Ideal, das Mayr Fingerle zeitlebens bewusst gestaltete und in dem er sich und seine Arbeit verortet wissen wollte. Episoden aus dem Arbeitsleben des Architekten umreißen seine Herangehensweise und bilden den Kontext eines Schaffens, das sich selbst und andere immer wieder dem Zweifel aussetzte. Die unvermeidliche Präsenz des Scheiterns in der Arbeit als Architekt – nicht verwirklichte Projekte, verlorene Wettbewerbe, schwierige Beziehungen zu Auftragsgebern – war ein Aspekt, dessen Mayr Fingerle sich bewusst war.
Im Raum selbst sind vier unverwirklichte Projekte des Architekten ausgestellt – zwei Bauten und zwei Buchprojekte. Präsentiert anhand von Artefakten aus unterschiedlichen Projektphasen geben sie einen Einblick in die Arbeitsweise des Büros Mayr Fingerle. Die ausgestellten Projekte verbindet die vertiefte Auseinandersetzung mit einem spezifischen Territorium und der Wille zum öffentlichen Diskurs. Das Verständnis von Architektur als gesellschaftsbildende Berufung nicht nur im baulichen Sinne fand bei Christoph Mayr Fingerle Ausdruck im ‚Einmischen‘: Zahlreiche Entwürfe für Flugblätter und Veranstaltungen zur kollektiven Gestaltung der Stadt zeugen davon. Textfragmente von städtebaulichen, gesellschaftlichen und gestalterischen Überlegungen laden die Besucher zum aktiven Weiterdenken ein.
Für den Eintritt in die Galerie ist die Vorlage eines Grünen Passes erforderlich.