Exhibiton view, architecture Vorarlberg, 2001
Ausstellungen

L’ARCHITETTURA DEL VORARLBERG

9.11.2001—5.1.2002

kuratiert von Christoph Mayr Fingerle Wolfgang Ritsch

Das (informelle) Label „N e u e s B a u e n i n d e n A l p e n“ ist in dem vergangenen Jahrzehnt zu einer Art Qualitätsmerkmal geworden. Das liegt vor allem daran, dass alpenländische Architekten sich nicht nach der Decke gestreckt haben (und den internationalen, urban dominierten Kriterien hinterhergeeifert haben), sondern dass sie eine ureigene Qualität in die Diskussion geworfen haben: Die Sensibilität im Umgang mit der Landschaft. Dabei sind unter „Landschaft“ nicht etwa nur Bäume, Berge, Bäche und was sonst dazu gehört zu verstehen. „Landschaft“ wird begriffen als eine historisch gewachsene, als ein Zusammenspiel von Natur und Kultur. Es geht um den besonderen Blick, für das Unverwechselbare eines Ortes. E i n e L a n d s c h a f t ist wie ein Körper – ebenso verwundbar. Sie ist – wie ein Körper – ein Gebilde, dessen einzelnen Glieder voneinander abhängen, in dem es lebenswichtige Organe gibt, deren Zerstörung unweigerlich den Tod des gesamten Gebildes zur Folge hätte. Es gibt Netzsysteme, die den Blutbahnen nicht unähnlichen sind, es gibt Dinge, die durchaus erneuerbar sind, andere sind dies nicht. Die Fähigkeit des Architekten ist die eines Arztes, der nicht sofort losschneidet, sondern das System in seiner Gesamtheit betrachtet. Das entspricht derzeit durchaus nicht der Normalität. Vielmehr wird meist sehr unpenibel an der Landschaft „herumgeschnitten“, vielerorten ist diese komplexe Struktur, die hier der Einfachheit halber „Landschaft“ genannt wird, längst ein Leichnam, unbeerdigt, von den Bewohnern kaum wahrgenommen, aber erlitten. In diesem Sinne ist die zeitgenössische A r c h i t e k t u r i n V o r a r l b e r g eine besonders innovative und auch wagemutige, ohne dabei waghalsig zu werden. Die Dichte guter, „schöner“, sinnvoller Architektur ist in diesem Landstrich besonders hoch, ob es sich um öffentliche Bauten handelt oder um Privathäuser, vom Feuerwehrhaus bis zum Industriebau, vom Kindergarten bis zur Villa. Das hängt mit dem besonderen Bemühen dortiger Architekten um die Vermittlung ihres Anliegens zusammen, aber auch mit einem vergleichsweise unbürokratischen, besonders fruchtbaren Zusammenspiel von Verwaltung, Politik und Wirtschaft. Zum 4. Mal wurde in diesem Sommer der „V o r a r l b e r g e r H y p o – B a u h e r r e n p r e i s“ vergeben. Der Preis ist – wie der Titel bereits sagt – eine Ehrung besonders innovativer Bauherren. Die gemeinsam mit dem Bauherren (und -damen) ausgezeichneten ArchitektInnen erhalten ein Diplom. Bereits dies ist eine praxisnahe Lösung. Auch ansonsten ist dieser Preis ein bodennaher Preis: Hier werden nicht Projekte und Visionen ausgezeichnet, sondern umgesetzte Bauentwürfe. Da ein Gebäude durch Fotos und Baupläne nicht hinlänglich charakterisiert ist, begab sich die fünfköpfige Jury unter dem Vorsitz des Bozner Architekten Christoph Mayr-Fingerle zum Lokalaugenschein. Von der hochkarätigen Jury bewertet wurde also, ob ein Bau „Kopf und Fuß“ hat, wie es Christoph Mayr-Fingerle ausdrückt.. Oder, salopper formuliert: „Ob es von der Garage in die Stube hereinstinkt, ob der Ort gespürt wurde, ob die Dimensionen den Raum sprengen.“ Weitere Mitglieder der Jury waren Friedrich Achleitner (Wien), Marianne Burkhalter (Zürich), Günther Schwarz (Bregenz) und Florian Nagler (München). Die A r / g e K u n s t wird die Preisträger dieses Wettbewerbs in den kommenden Wochen in den Räumlichkeiten der Galerie Museum präsentieren und parallel dazu zu Diskussionen anregen. Beginn ist die Einstiegsveranstaltung, eine öffentliche Diskussionsrunde mit Repräsentanten der Vorarlberger Architekturszene, einem (häufig ausgezeichneten) Architekten, Wolfgang Ritsch, Präsident des Vorarlberger Architektur Insituts, einem Gemeindepolitiker, Josef Moosbrugger, Bürgermeister von Bizau, und Dr. Ulrich Grasmugg als Amtssachverständiger für Raumplanung, Baugestaltung und Landschaftsschutz der Vertreter der Vorarlberger Landesverwaltung.
Sollten Sie weitere Informationen über die Preisträger, die Begründungen der Jury, Fotografien der ausgezeichneten Gebäude oder die Biografien der Juroren benötigen, wenden Sie sich bitte an die Galerie oder laden Sie sich die Informationen direkt von der Homepage des Vorarlberger Hypo-Bauherrenpreis herunter (http://bauherrenpreis.vol.at).